„People“ ist ein offenes, niedrigschwelliges Angebot für Jugendliche zwischen 13 und 27 Jahren, die in stark belasteten Lebensverhältnissen aufwachsen. In einem lichtdurchfluteten Atelier in Berlin-Lichtenberg bietet das Projekt jungen Menschen die Möglichkeit, gemeinsam mit zwei erfahrenen Designerinnen eigene Modekollektionen zu entwickeln. Vom ersten Entwurf bis zur Präsentation in Pop-Up-Stores entwerfen die jungen Menschen mehr als Mode: Vielmehr entsteht ein kreativer Ausdruck von Identität, von Sichtbarkeit und ein möglicher Ausweg aus dem sozialen Abseits.
Kreativität als Brücke zur Selbstwirksamkeit
Hinter jedem genähten Kleidungsstück, jeder Skizze und jeder Kollektion steckt eine Geschichte. Oft sind es persönliche Erlebnisse von Ausgrenzung, Misshandlung und tiefer Verunsicherung. Im kreativen Prozess lernen die Jugendlichen, sich auszudrücken, ihre Stärken zu entdecken und ihre Identität zu erkunden.
„People ist das Sinnliche – eine Auszeit vom reinen Überlebensmodus in einen Zustand der Ruhe, in etwas Spielerisches und Positives“, sagt Projektgründerin Cornelia Zoller.„Unsere Jugendlichen hinterfragen vermeintliche Perfektion, um das Verletzliche und Unperfekte sichtbar zu machen – übersetzt in Mode, die Haltung zeigt.“
Mitgründerin Ayleen Uiker ergänzt: „Es geht darum, das besondere Vermögen der Jugendlichen sichtbar zu machen, ihre Fähigkeit, Dinge zu erkennen und zu fühlen, die anderen oft verborgen bleiben. People gibt ihnen die Freiheit, ihre Rolle selbst zu wählen und sich künstlerisch zu entfalten – ohne Leistungsdruck, aber mit Selbstvertrauen.“
"People" versteht sich dabei als Schutzraum – nicht nur physisch, sondern auch emotional: Die Jugendlichen entscheiden selbst, wie sichtbar sie werden möchten. Wer nicht im Rampenlicht stehen will, kann seine Werke anonym über das Label zeigen.
Partizipation auf Augenhöhe
Die Jugendlichen bringen sich in allen Phasen des Projekts ein: von der Ideenentwicklung über die Materialauswahl und Fertigung bis hin zu Marketing und Vertrieb. Dabei werden sie kontinuierlich sozialpädagogisch begleitet. Diese konsequente Einbindung wirkt stabilisierend: Die jungen Menschen erfahren, dass ihre Meinung zählt und ihr Beitrag wertvoll ist. Nicht selten entstehen so langfristige Bindungen zum Projekt, das ihnen Halt und Struktur gibt.
Anerkennung für eine leise, aber kraftvolle Arbeit
„People ist mehr als ein kreatives Projekt. Es ist ein geschützter Raum für junge Menschen in existenziellen Notlagen, die sonst kaum Gehör finden“, sagt Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur. „Wir ehren mit diesem Preis nicht nur die beeindruckende Arbeit des KARUNA e.V., sondern auch den Mut und die Kreativität seiner jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.“
Ein Ort, der an sie glaubt
Viele der Teilnehmenden kommen immer wieder zurück zu „People“ – auch wenn sie zwischenzeitlich andere Wege gehen. Das Projekt bleibt ein Ankerpunkt. Es arbeitet ohne Druck, ohne Bewertung, mit Geduld und echter Beziehungsarbeit. Die beiden Projektleiterinnen, selbst aus der Modebranche kommend, bringen neben fachlichem Know-how vor allem Menschlichkeit und Respekt mit. Ihr Ziel: Den Jugendlichen einen Ort zu bieten, an dem sie einfach sie selbst sein dürfen.
Auf dem Weg in eine gerechtere Modewelt
„People“ versteht Mode nicht als oberflächlichen Konsumartikel, sondern als Ausdruck von Identität, Haltung und Vielfalt. In jährlichen Kollektionen hinterfragen die Teilnehmenden gesellschaftliche Normen, experimentieren mit Formen, Stoffen und Ideen – und zeigen, dass Mode politisch, sinnstiftend und bestärkend sein kann. Unterstützt wird das Projekt u.a. von terre des hommes und war Teil der Berliner Fashion Week.