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People Preisträger 2025
Hamburg/Berlin, 7. Oktober 2025 Zurück

HanseMerkur Preis für Kinderschutz zeichnet das Projekt „People“ von KARUNA e.V. mit einem Anerkennungspreis Preis aus

Sie leben auf der Straße, in Fremdunterbringungen, zwischen Notunterkunft oder Suchthilfeeinrichtung. Viele der Jugendlichen, die im Berliner Projekt „People“ des Vereins KARUNA e.V. mitarbeiten, sind schwer traumatisiert, von Wohnungslosigkeit bedroht, psychisch erkrankt oder drogenkonsumierend. Mitten in diesem schwierigen Umfeld hat KARUNA e.V. mit „People“ ein Modelabel geschaffen, das den jungen Menschen Selbstwirksamkeit, Anerkennung und Perspektive bietet.Für dieses Engagement wird das Projekt im Rahmen des HanseMerkur Preises für Kinderschutz mit einem Anerkennungspreis in von Höhe 20.000 Euro ausgezeichnet – feierlich überreicht am 07. Oktober 2025 am Unternehmenssitz der HanseMerkur in Hamburg.

„People“ ist ein offenes, niedrigschwelliges Angebot für Jugendliche zwischen 13 und 27 Jahren, die in stark belasteten Lebensverhältnissen aufwachsen. In einem lichtdurchfluteten Atelier in Berlin-Lichtenberg bietet das Projekt jungen Menschen die Möglichkeit, gemeinsam mit zwei erfahrenen Designerinnen eigene Modekollektionen zu entwickeln. Vom ersten Entwurf bis zur Präsentation in Pop-Up-Stores entwerfen die jungen Menschen mehr als Mode: Vielmehr entsteht ein kreativer Ausdruck von Identität, von Sichtbarkeit und ein möglicher Ausweg aus dem sozialen Abseits.

Kreativität als Brücke zur Selbstwirksamkeit
Hinter jedem genähten Kleidungsstück, jeder Skizze und jeder Kollektion steckt eine Geschichte. Oft sind es persönliche Erlebnisse von Ausgrenzung, Misshandlung und tiefer Verunsicherung. Im kreativen Prozess lernen die Jugendlichen, sich auszudrücken, ihre Stärken zu entdecken und ihre Identität zu erkunden.

„People ist das Sinnliche – eine Auszeit vom reinen Überlebensmodus in einen Zustand der Ruhe, in etwas Spielerisches und Positives“, sagt Projektgründerin Cornelia Zoller.„Unsere Jugendlichen hinterfragen vermeintliche Perfektion, um das Verletzliche und Unperfekte sichtbar zu machen – übersetzt in Mode, die Haltung zeigt.“

Mitgründerin Ayleen Uiker ergänzt: „Es geht darum, das besondere Vermögen der Jugendlichen sichtbar zu machen, ihre Fähigkeit, Dinge zu erkennen und zu fühlen, die anderen oft verborgen bleiben. People gibt ihnen die Freiheit, ihre Rolle selbst zu wählen und sich künstlerisch zu entfalten – ohne Leistungsdruck, aber mit Selbstvertrauen.“

"People" versteht sich dabei als Schutzraum – nicht nur physisch, sondern auch emotional: Die Jugendlichen entscheiden selbst, wie sichtbar sie werden möchten. Wer nicht im Rampenlicht stehen will, kann seine Werke anonym über das Label zeigen.

Partizipation auf Augenhöhe
Die Jugendlichen bringen sich in allen Phasen des Projekts ein: von der Ideenentwicklung über die Materialauswahl und Fertigung bis hin zu Marketing und Vertrieb. Dabei werden sie kontinuierlich sozialpädagogisch begleitet. Diese konsequente Einbindung wirkt stabilisierend: Die jungen Menschen erfahren, dass ihre Meinung zählt und ihr Beitrag wertvoll ist. Nicht selten entstehen so langfristige Bindungen zum Projekt, das ihnen Halt und Struktur gibt.

Anerkennung für eine leise, aber kraftvolle Arbeit
„People ist mehr als ein kreatives Projekt. Es ist ein geschützter Raum für junge Menschen in existenziellen Notlagen, die sonst kaum Gehör finden“, sagt Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur. „Wir ehren mit diesem Preis nicht nur die beeindruckende Arbeit des KARUNA e.V., sondern auch den Mut und die Kreativität seiner jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.“

Ein Ort, der an sie glaubt
Viele der Teilnehmenden kommen immer wieder zurück zu „People“ – auch wenn sie zwischenzeitlich andere Wege gehen. Das Projekt bleibt ein Ankerpunkt. Es arbeitet ohne Druck, ohne Bewertung, mit Geduld und echter Beziehungsarbeit. Die beiden Projektleiterinnen, selbst aus der Modebranche kommend, bringen neben fachlichem Know-how vor allem Menschlichkeit und Respekt mit. Ihr Ziel: Den Jugendlichen einen Ort zu bieten, an dem sie einfach sie selbst sein dürfen.

Auf dem Weg in eine gerechtere Modewelt
„People“ versteht Mode nicht als oberflächlichen Konsumartikel, sondern als Ausdruck von Identität, Haltung und Vielfalt. In jährlichen Kollektionen hinterfragen die Teilnehmenden gesellschaftliche Normen, experimentieren mit Formen, Stoffen und Ideen – und zeigen, dass Mode politisch, sinnstiftend und bestärkend sein kann. Unterstützt wird das Projekt u.a. von terre des hommes und war Teil der Berliner Fashion Week.

Über den HanseMerkur Preis für Kinderschutz

Im UNO-Jahr des Kindes 1979 gab die HanseMerkur bei Prof. Dr. Hedwig Wallis, damals Direktorin der Psychosomatischen Abteilung an der Hamburger Universitäts-Kinderklinik, eine Studie in Auftrag, welche nachwies,dass die begleitende Mutter zur Beschleunigung des Genesungsverlaufs und zur Vorbeugung gegen seelische Schäden bei stationären Aufenthalten von Kindern entscheidend ist. Diese Erkenntnis mündete ein Jahr später in den „Mutter-und-Kind-Tarif“, mit dem die HanseMerkur als erster privater Krankenversicherer das „Rooming-in“ absicherte.

Parallel dazu wurde 1980 erstmals unter dem Motto „Sorge für Kinder ist Vorsorge für die Zukunft“ der HanseMerkur Preis für Kinderschutz ausgeschrieben. Ausgezeichnet werden einzelne Personen, private Initiativen und Gruppen in Deutschland, die sich weitgehend ehrenamtlich und höchst engagiert sowie beispielhaft für die Belange von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Dies kann im Bereich der psycho-sozialen, der medizinischen oder gesellschaftlichen Hilfe bzw. Vorbeugung geschehen. Eine zehnköpfige Jury aus renommierten Kinderschützern, der unter anderem Prof. Dr. Sabine Andresen (Der Kinderschutzbund), Georg Graf Waldersee (Deutsches Komitee für UNICEF) und Prof. Dr. Sabine Walper (Deutsche Liga für das Kind) angehören, sorgt für den Know-how-Transfer und die Qualitätskontrolle bei der alljährlichen Auswahl exzellenter Initiativen im Kinder- und Jugendschutz. Seit 1980 haben sich rund 4.000 Projekte beworben. Ausgezeichnet wurden bislang 188 Projekte, die Preisgelder in Höhe von über 1,4 Millionen Euro erhalten haben.