HM: Das ist eine Menge. Wie hoch ist denn der Faktor bei Tchibo aktuell?
SC: Der Anteil von nachhaltiger Baumwolle in unseren Textilien liegt bei 98 Prozent. Darauf sind wir sehr stolz – vor allem, wenn man bedenkt, dass nur 1,5 Prozent der weltweit angebauten Baumwolle Biobaumwolle ist.
HM: Das sind beeindruckende Zahlen…
SC: Ja, in der Tat. Tchibo war Vorreiter in der Bio-Baumwollproduktion und in den letzten Jahren immer unter den ersten zehn der Top-Bio-Baumwollanbieter der Welt. Was auf den ersten Blick super klingt, ist auf den zweiten Blick frustrierend, da wir im globalen Vergleich ein eher kleiner Modeanbieter sind. Es gibt also noch viel zu tun, speziell im Modemarkt.
HM: Wo zeigt sich dieses Engagement noch?
SC: Tchibo ist Gründungsmitglied des Grünen Knopfes als staatliches Siegel für nachhaltige Textilien. Der Grüne Knopf stellt verbindliche Anforderungen, um Mensch und Umwelt zu schützen. Insgesamt müssen 46 anspruchsvolle Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden. Drei Viertel der Verbraucher finden nachhaltige Mode wichtig. Sie wollen zu Recht kein T-Shirt tragen, das in 16-Stunden-Schichten für einen sehr niedrigen Lohn genäht oder mit giftigen Chemikalien gefärbt wurde. Wir beweisen: Man kann auch modisch und nachhaltig unterwegs sein.
HM: Gibt es noch andere Hebel bei Thema Mode als Anbau- und Produktionsbedingungen?
SC: Ja – beispielsweise produzieren wir Sport-Mode aus Müll – Ozeanmüll und PET Flaschen, um genau zu sein. Wir greifen dabei nicht nur auf recycelten PET-Flaschen zurück, sondern tatsächlich auf alte Netze und Plastikmüll aus dem Meer, um daraus neue Kleidung wie Trikots, Badeanzüge oder Sporthosen herzustellen.
HM: Hilft das, die Plastikflut zu dämmen?
SC: Bedingt: Noch besser wäre es natürlich, von vornherein kein Plastik zu produzieren. Aber durch unsere Maßnahmen haben wir erreicht, dass rund 7 Prozent unserer Textilien mit Synthetik Stoff aus recycelten Quellen beinhalten; dazu nutzen wir über 63 Millionen PET-Flaschen in 2020, die wir so recyceln.
HM: Und wie recycelbar sind Ihre Produkte?
SC: Mittlerweile zu einem hohen Anteil. Wir entwerfen sogenannte Kreislaufmodelle, bei denen das Recycling beim Entwurf mitgedacht wird. Also wie kann eine Kleidung, die nicht mehr gebraucht wird, ideal recycelt werden? Zusätzlich sind seit rund zwei Jahren alle Tchibo-Verpackungen zu 97 % plastikfrei. Um viele Produkte gerade im Nonfood-Bereich sind nur noch relativ schmale Papp-Banderolen angebracht, die später wiederum einfach recycelt werden können. Dies wurde übrigens Inhouse entwickelt – inklusive Patent!
Den zweiten Teil des Interviews lesen sie in der nächsten Woche!