Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?
Einen typischen Arbeitstag gibt es für mich eigentlich nicht. Natürlich gibt es wiederkehrende Termine, etwa meine Lehrveranstaltungen an der Universität oder Gremiensitzungen des Kinderschutzbundes. Üblicherweise ist mein Alltag aber eher geprägt von meiner Forschungsarbeit, die sehr unterschiedlich aussieht, meinem Ehrenamt als Präsidentin und natürlich habe ich auch ein Privatleben. Es kann also sein, dass ich an dem einen Montag vormittags eine Lehrveranstaltung an der Uni habe und nachmittags eine Sitzung des Universitäts-Präsidiums und an einem anderen Montag morgens ein Interview in meiner Funktion als Präsidentin des Kinderschutzbundes gebe und mittags im Flugzeug nach Litauen sitze, um dort einen Vortrag zu halten. Kein Tag ist wie der andere.
Und das Wochenende?
Ich gehöre vermutlich zu denjenigen, die öfter auch am Wochenende am Schreibtisch sitzen. Aber ich treibe gern Sport, unternehme etwas mit Familie und Freunden.
Sie sind Mitglied der Jury des HanseMerkur Preises für Kinderschutz. Was treibt Sie dazu an?
Ich finde es wichtig, Projekten, die sich für Kinder und Jugendliche einsetzen, Sichtbarkeit und Wertschätzung zu geben. Oftmals sind das vom Ehrenamt getragene Angebote, die wir gar nicht genug würdigen können. Das Preisgeld kann sicherstellen, dass Projekte weitergeführt oder ausgebaut werden können und das will und kann ich nur unterstützen.
Sie haben selbst Kinder. Wenn Sie die Bewerbungen der Initiativen lesen und die prekären Lebensumstände der Kinder sehen, die dort beschrieben sind und die Sie aus Ihrer Arbeit und Ihrem ehrenamtlichen Engagement kennen, was geht dann in Ihnen vor?
Ich möchte, dass wir es als Gesellschaft es endlich besser schaffen, allen Kindern gleiche Startchancen zu bieten. In kaum einem anderen OECD-Land entscheidet die soziale Herkunft eines Kindes so sehr über seine Zukunft wie in Deutschland. Aus diesem Wunsch, einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit zu leisten, speist sich mein ehrenamtliches Engagement. Man kann nachts nur dasjenige Kind trösten, das einem nahe steht. Das entbindet einen aber nicht von der gesellschaftlichen Verantwortung, allen Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen.
Wenn Sie sich für die Zukunft dieser Welt etwas wünschen dürften, was wäre das?
Das ist eine sehr große Frage. Ich würde lieber etwas kleiner anfangen: Wenn wir in Deutschland einen Wandel hinbekämen, hin zu einer kinderfreundlichen Gesellschaft, wäre einer meiner größten Wünsche erfüllt. Wenn wir es schaffen würden, Kinder als vollwertige Menschen zu sehen und dem Kind die gleiche Achtung entgegenbringen würden, wie jedem anderen Erwachsenen auch, wäre schon viel gewonnen. Im Moment ist es für viele Menschen selbstverständlich, einem Kind weniger zu glauben als einem Erwachsenen, was schon vielfach bei Gewaltfällen fatale Folgen hatte. Diese Haltung müssen wir überwinden.