Kann Mode einen wertvollen Beitrag zum Jugendschutz leisten? Mit dieser Frage sind wir gerade in die Hauptstadt gereist, um ein Projekt zu besuchen, das die Jury für den diesjährigen HanseMerkur Preis für Kinderschutz nominiert hat. Es war ein bewegender Tag, denn die Jugendlichen, mit denen wir sprechen durften, haben kurze Biografien voller traumatischer Erlebnisse, Vernachlässigung und Gewalterfahrung. Zum Teil sind sie von Obdachlosigkeit bedroht und haben Drogen konsumiert.

Die Berliner Initiative bietet ihnen einen kreativen Schutzraum, in dem die Jugendlichen ihre Gefühle zum Ausdruck bringen und ihre Stärken entdecken können. „Manchmal hilft Kreativität da, wo Worte fehlen“, sagte eine der Projektgründerinnen. Sie und zwei weitere Modedesignerinnen haben ihrer Branche 2015 den Rücken gekehrt. Stattdessen wollten sie mit ihrer Qualifikation etwas Sinnstiftendes machen. Gemeinsam gründeten sie ein Modelabel, das ausschließlich von Jugendlichen aus besonders prekären Verhältnissen betrieben wird. Ein Sozialpädagogen-Team unterstützt sie bei ihrer Arbeit. Die Möglichkeiten der Kids, sich einzubringen, sind vielfältig: Vom Modeentwurf, über die handgefertigte Produktion bis hin zur Präsentation im Pop Up-Store machen die Kids alles selbst. Kaum einer, der hier nicht neue Fähigkeiten an sich entdeckt.

Währenddessen haben die Verantwortlichen stets ein sensibles, offenes Ohr und bieten pragmatische Hilfe bei Gesprächen mit Jugendhilfe-Einrichtungen und bei Behördengängen. Die Einrichtung ist täglich geöffnet und die Jugendlichen nutzen das niedrigschwellige Programm teils über viele Jahre.

Einen kreativeren Ansatz für Selbstwirksamkeitserlebnisse und Orientierung haben wir selten erlebt. Um welche tolle Initiative es hier geht, verraten wir aber natürlich erst am 7. Oktober bei unserer Preisverleihung – ein bisschen Spannung muss schließlich bleiben…