Zu Hauptinhalt springen

HanseMerkur Preis für Kinderschutz: „Couragierte Kinder“ fördert Toleranz und Empathie bei den Jüngsten

Das fehlende Bewusstsein für Gleichheit und Gerechtigkeit sowie die Intoleranz gegenüber Einstellungen, die von den eigenen abweichen, ist eine der großen Herausforderungen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Umso wichtiger ist es, Toleranz und Empathie bereits in jener Phase zu entwickeln, in der der Grundstein für die Denk- und Verhaltensweisen gelegt wird, die meist ein ganzes Leben prägen: im Kindesalter. Genau das hat sich der Verein Aktion Zivilcourage e. V. mit dem Programm „Couragierte Kinder“ auf die Fahnen geschrieben.

Das Projekt findet in Kitas und Grundschulen im ländlichen Raum Sachsens statt und macht es sich zunutze, dass Kinder in dieser Lebensphase zum ersten Mal viel mehr Zeit mit anderen Kindern verbringen als in ihrer Familie. Jetzt werden Gleichaltrige zu wichtigen Bezugspersonen, gleichzeitig entsteht im Umgang miteinander ein erstes Verständnis von Gleichheit und Gerechtigkeit. Die Entwicklungspsychologie zeigt, dass bereits Kinder demokratische Werte wie Gewaltfreiheit, Fairness und Toleranz verinnerlichen können. Die wichtigste Erkenntnis: Wer in der Kindheit lernt, gewaltfrei zu kommunizieren und anderen Menschen mit Respekt und Empathie zu begegnen, handelt auch in Zukunft couragiert und übernimmt Verantwortung für sich und andere.

Arbeit von „Couragierte Kinder“ beginnt bei den Pädagogen

Hier setzt „Couragierte Kinder“ an und schafft zunächst ein Bewusstsein bei den teilnehmenden Pädagogen, dass diese die Werte im Programm und darüber hinaus vorleben. „Durch die Corona-Pandemie haben die Kinder noch erheblichen Aufholbedarf in ihrer sozialen Entwicklung. Ihnen fehlen rund zwei Jahre, in denen sie kaum oder nur wenige Kontakte zu Gleichaltrigen hatten und sich demzufolge auch nicht in Kommunikation und Konfliktlösung üben konnten“, berichtet Juliane Endler, Kita-Leiterin aus Heidenau. Dementsprechend schwierig gestaltete sich die Wiedereingliederung in den Kita- und Schulalltag, die zudem von vielen Betreuungswechseln begleitet wurde. Dass daraus resultierend die Gewalt der Kinder untereinander zunehme und sie mittlerweile das Tagesgeschehen dominiere, sei die gravierendste Folge. Das kann auch zu Überforderung bei Lehrkräften und Erziehern führen. Die Arbeit des Teams von „Couragierte Kinder“ beginnt deswegen im ersten Schritt bei den Pädagogen.

Selbst gewaltfreie Lösungen finden, um Probleme zu lösen

Wie sieht das Programm „Couragierte Kinder“ konkret aus? Das Team analysiert zunächst gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften der jeweiligen Einrichtung die Ist-Situation und den Bedarf. Werden Spannungen innerhalb des Pädagogen-Teams festgestellt, werden diese mithilfe von Konfliktlösungsstrategien und Teambuilding-Maßnahmen versucht zu lösen. Erst danach startet die eigentliche Arbeit mit den Kindern: Ausgestattet mit zwei Handpuppen erarbeiten die Mitarbeitenden des Vereins mit den Kindern und den pädagogischen Fachkräften spielerisch Konfliktlösungsstrategien und fördern mit Kooperations- und Selbstwahrnehmungsübungen die Empathiefähigkeit sowie die sozialen Kompetenzen der Kinder. 

Dabei achten sie darauf, dass die Kinder selbst einen Lösungsweg finden. Alle Lösungsvorschläge werden wertfrei aufgenommen und hinterfragt: Die Kinder werden dazu aufgefordert, darüber nachzudenken, wie sie sich bei den jeweiligen Lösungsvorschlägen fühlen, und kommen schnell zu dem Ergebnis, dass Gewalt keine Lösung sein kann. Mithilfe verschiedener Empathie-Übungen erfahren sie außerdem, wie schmerzhaft Ausgrenzung und Mobbing sind. Ziel des Programms ist ein gewaltfreies, wertschätzendes und respektvolles Miteinander. Die Gruppen werden für mindestens ein Jahr begleitet, um das Erlernte nachhaltig zu etablieren. Für das Programm sind jeweils 20 Stunden angesetzt, den Turnus bestimmen die Einrichtungen selbst.

Bereits die Jüngsten für ein wertschätzendes und respektvolles Miteinander zu sensibilisieren, schafft die Basis für ein demokratisches Bewusstsein. Deswegen und vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklung ist die Auszeichnung des Projektes mit dem HanseMerkur Preis für Kinderschutz ein richtiges und vor allem wichtiges Zeichen.

Video