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HanseMerkur Preis für Kinderschutz: Bananenflankenliga bietet Kindern mit geistiger Beeinträchtigung Spaß und Wettkampf beim Fußball

Mit 2,2 Millionen aktiven Fußballspielerinnen und -spielern und rund zehnmal so vielen Fans ist der Fußball der populärste Sport in Deutschland. Ein Grund mehr, dass er für alle zugänglich sein sollte. In inklusiven Fußballmannschaften können Kinder und Jugendliche mit körperlichen und geistigen Einschränkungen Teil eines Teams sein. „Geht es im Spiel ums Gewinnen, sitzen die Kinder mit Einschränkungen jedoch wieder auf der Bank“, berichtet Christian Oparaugo, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Bananenflankenliga e. V. Deswegen hat der Verein als Dachverband ein deutschlandweites Fußballprojekt speziell für Kinder mit geistiger Beeinträchtigung ins Leben gerufen.

Einer der insgesamt 23 Standorten ist die Steinburg-Schule in Itzehoe. Dort werden von der ersten bis zur zwölften Klasse 192 Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Graden an geistiger Behinderung beschult und gefördert. Ein Teil der Förderung umfasst den Sport: Neben einem eigenen Schwimmbad wurde der Pausenhof neugestaltet, um die Bewegung zu unterstützen – auch ein Fußballplatz ist dabei. „Mit Fußball kann man mehr erreichen, als nur Sport auszuüben. Leidenschaft, Bereitschaft, Teamgeist und soziale Fähigkeiten werden gefördert. Insbesondere unseren Kindern und Jugendlichen sind einfache Erfolgserlebnisse, wie es sie beim Fußball gibt, häufig im normalen Alltag nicht vergönnt oder nur schwer zu erreichen“, erklärt Jens Bornhöft, Schulleiter der Steinburg-Schule. Deswegen zögerte die Schulleitung nicht lange, als ihnen vom Round Table 43 Itzehoe die Bananenflankenliga e. V. mit dem Ziel, selbst einen Verein in Itzehoe zu gründen, vorgestellt wurde. Mit Erfolg: 95 Prozent der Kinder, die dort spielen, kommen von der Steinburg-Schule.

Bananenflankenliga stellt Rahmenbedingungen, Vereine handeln selbstständig

Das Team der Bananenflankenliga setzt Eigeninitiative bei der Gründung der Vereine voraus. Auf diese Weise wurden in ganz Deutschland bereits 23 Standorte gegründet, die aktuell ca. 1.000 Kinder Spaß am Fußball haben lassen. Der Bundesverband Bananenflankenliga stellt die Rahmenbedingungen und unterstützt die Standorte bei den Vereinsgründungen. Jeder Verein handelt selbstständig und ist für die personelle Infrastruktur, finanzielle Mittel sowie Trainingsgestaltung und -strukturen verantwortlich. Allein gelassen werden die Vereine aber nicht: Es gibt ein Handbuch zur Gründung, in dem ein Muster für eine Satzung, Beitrittserklärungen, Trainingskonzepte und vieles mehr enthalten sind. Jedes neue Vereinsmitglied bekommt den ersten Trikotsatz vom Bundesverband gesponsert. Weitere Ausstattungen für Spieler, Trainer und Betreuer kann der Verein über den Sponsor PUMA im Bananenflanken-Design bestellen. Einmal im Jahr kommen Vorstände und Trainer der Vereine auf einer Mitgliederversammlung zusammen, bei einer Trainerschulung haben die Trainer aller Standorte die Möglichkeit, neue Inspiration für ihr Training zu gewinnen.

Spaß am Spiel steht als Grundsatz an erster Stelle

Die Bananenflankenliga verfolgt mit allen Aktionen, sei es Training, Spieltage oder Trainingslager ein Ziel: Die Kids sollen Spaß haben, unabhängig von ihren fußballerischen Fähigkeiten oder ihren persönlichen Einschränkungen. Dieser Grundsatz steht für alle Projektbeteiligten an erster Stelle und erklärt auch die große Selbstständigkeit der Vereine. Denn nur vor Ort kann individuell auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen werden – ein Grund, warum die Trainer nicht unbedingt einen speziellen Trainer- oder Fußballhintergrund haben müssen. Vielmehr geht es darum, auf die Kinder einzugehen und ihnen zu ermöglichen, dass sie Spaß haben und kleine und große Erfolgserlebnisse feiern können.

Turniere sind die sportlichen Highlights für alle Teilnehmenden

Training findet in der Regel einmal wöchentlich statt. Das Highlight ist wie für jeden Sportler der Spieltag, wenn es darum geht, sich mit anderen Mannschaften zu messen. Jeder Standort richtet seinen eigenen Spieltag aus und lädt die umliegenden Standorte ein, sodass die Spieler zu drei bis fünf Turnieren im Jahr fahren. Das größte Ereignis ist der Deutschland Cup, zu dem einmal im Jahr alle Standorte eingeladen werden. Aufgrund der Entfernung ist es nicht allen Standorten möglich, teilzunehmen. Denn so professionell die Liga auch arbeitet, die Protagonisten sind Kinder und Jugendliche mit Einschränkungen, für die, deren Eltern und Betreuer es großen Aufwand und viel Organisation bedarf, ein Wochenende unterwegs zu sein. Umso beeindruckender, dass im letzten Jahr zwölf Standorte teilnahmen. Zusätzlich wird ein jährliches Trainingslager in den Ferien angeboten, an dem alle Vereine teilnehmen können.

Ehemalige Spieler werden Assistenztrainer: Gemeinsames Erleben macht Freude

Wichtig ist neben den sportlichen Erfolgserlebnissen der kollegiale Umgang untereinander: Selbst, wenn die andere Mannschaft ein herausragendes Tor schießt, wird sich teilweise mitgefreut. Das gemeinsame Erleben macht die Kinder und Jugendlichen in ihrem ganzen Wesen ausgeglichener – sie haben mehr Freude. Und das oft über ihre aktive Fußballzeit hinaus: Bis zum 27. Lebensjahr können die jungen Erwachsenen in der Bananenflankenliga kicken und Erfahrungen fürs Leben sammeln. Anschließend entscheiden sich viele dazu, als Assistenztrainer bei den Vereinen mitzuwirken. Sie fühlen sich ihrer Mannschaft zugehörig, sind stolz darauf, als „Ältere“ eigenes Können zu vermitteln und vor allem können sie noch weiter mit ihrer Mannschaft Fußball spielen.

Die Faszination Fußball bekommt durch die Arbeit des Bananenflankenliga e. V. eine neue Dimension und wird deswegen mit dem HanseMerkur Preis für Kinderschutz ausgezeichnet.

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