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„Guter Kinderschutz gelingt nur mit Vernetzung“

Mit diesem Gedanken haben wir vor zwei Jahren die HanseMerkur Preis für Kinderschutz Academy gegründet – und damit offene Türen bei den Preisträgern eingerannt.

Bereits bei unseren Kinderschutz-Summits, bei denen über 180 Initiativen in Hamburg zusammenkommen, sich austauschen und von maßgeschneiderten Fortbildungsformaten profitieren, haben wir festgestellt, wie wichtig dieses Format ist, um die Vereine in ihrer sozialen Arbeit zu unterstützen.

Gerade haben zwei Preisträgerinitiativen, die sich durch die Academy kennengelernt haben, aktiv zusammengearbeitet: Birgit Köppe-Gaisendrees und Dr. Thomas Schliermann von der Kinderschutzambulanz Bergisch-Land in Remscheid (Preisträger 2020) waren zu Gast in Hamburg, um das Team des Werner-Otto-Instituts (WOI), eines der größten Sozialpädiatrisches Zentren (SPZ) in Deutschland, um Dr. Joachim Riedel (Preisträger 2021) zur Erkennung von Kindeswohlgefährdung zu schulen. Keine einfache Aufgabe, denn die kleinen Patientinnen und Patienten des SPZs haben oft motorische sowie sprachliche Beeinträchtigungen und können sich nur schwer verständlich machen. Zudem werden viele von ihnen wegen Verhaltensauffälligkeiten an das WOI überwiesen, bei denen neben Störungen wie ADHS und Autismus auch eine Kindesmisshandlung oder eine unentdeckte Posttraumatische Belastungsstörung als mögliche Ursache bedacht werden muss.

Kinder mit Beeinträchtigungen erfahren drei Mal mehr Misshandlungen als Kinder ohne Beeinträchtigung. Dabei ist Vernachlässigung die häufigste Form der Kindeswohlgefährdung. Hierzu zählen körperliche, emotionale sowie kognitive Vernachlässigung. Da Kinder mit Beeinträchtigungen einen wesentlich höheren Betreuungsbedarf haben, ist die Gefahr der Vernachlässigung hier auch entsprechend höher. Sind die Kinder zudem sprachlich oder in ihrer Intelligenz beeinträchtigt, ist eine psychologische Untersuchung besonders schwierig und erfordert spezielle Kenntnisse und viel Erfahrung

Genaues Hinsehen und das Erkennen kleinster Anzeichen sind daher umso wichtiger. Welche das sind, haben die rund 70 Teilnehmenden im ersten Teil der Fortbildung im Vortrag von Birgit Köppe-Gaisendrees erfahren. Dr. Thomas Schliermann erklärte weiterhin, wie sich traumatische Kindheitserlebnisse auf unsere Entwicklung und die unseres Gehirns auswirken. Im zweiten Teil hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, konkrete Fälle anonymisiert mit dem Team der Kinderschutzambulanz zu besprechen. Eine Fortsetzung ist bereits geplant.

Auch bei unseren Kinderschutz-Summits ist es uns wichtig, die Preisträgerinitiativen für die Anzeichen von Kindeswohlgefährdung zu sensibilisieren. In vielen Professionen ist das Thema leider nicht im Curriculum der Ausbildung verankert. Das gilt auch für viele Initiativen, die überwiegend mit der Unterstützung Ehrenamtlicher arbeiten. Ihnen weitere Sicherheit in dem Bereich zu geben, ist uns ein wichtiges Anliegen.