Ihr habt durch die Auszeichnung mit dem diesjährigen Mitarbeiterpreis der HanseMerkur Preise für Kinderschutz ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro erhalten. Welche Maßnahmen lassen sich konkret mit dieser Summe umsetzen?
Wir sind sehr dankbar für das Preisgeld, weil es uns verschiedene Möglichkeiten eröffnet, den betroffenen Familien eine wirksame Hilfe zu sein. Das Preisgeld trägt dazu bei, dass wir ALLEN Familien in Aachen, die von einer elterlichen Krebserkrankung betroffen sind, einen Familien-SCOUT an die Seite stellen können.  Wir haben das Ziel, eine nachhaltige Etablierung und Finanzierung unseres Angebotes zu erreichen. Auch wenn uns die regionalen Jugendämter und einige Krankenkassen auf diesem Weg unterstützen, müssen wir zurzeit jede Begleitung mit Spendenmitteln querfinanzieren. Mit dem Preisgeld können wir die Begleitung von 10 Familien über ein Jahr sicherstellen. Manchmal wenden sich Familien mit einem großen Bedürfnis nach Unterstützung an uns, für die es aber keine anteilige Finanzierung gibt. In solchen Ausnahmefällen helfen wir pro bono, weil wir überzeugt sind, dass niemand mit dieser Last allein bleiben sollte. Mit dem Preisgeld entsteht hier die Möglichkeit, zwei bis drei Familien, für die es keine anderen anteiligen Finanzierungen gibt, ein Jahr zu begleiten. Manche Familien wohnen außerhalb unseres Einzugsgebiets und können nicht vor Ort begleitet werden. Gerade für sie ist es wichtig, in schwierigen Momenten jemanden zu haben, der zuhört und Informationen zu wohnortnahen Unterstützungsmöglichkeiten anbieten kann.  Unsere telefonische Beratung bietet diesen Familien Halt und Orientierung — oft genau dann, wenn sie es am dringendsten brauchen. Im Jahr wenden sich 20 – 25 Familien in dieser Weise an uns. Mit einem anteiligen Preisgeld können wir diesen Familien unsere Beratung zur Verfügung stellen.
Wir ermöglichen den Familien in dieser belastenden Lebensphase gemeinsame "krebsfreie" Familienzeiten. Gestaltete und fachlich begleitete Freizeitaktivitäten schaffen entlastende und neue Gemeinschaftserlebnisse, die sowohl die Familienmitglieder als auch die Eltern-Kind-Beziehung stärken. Diese Angebote ergänzen unsere Familien-Scout Arbeit und wir möchten sie unseren Familien kostenfrei zur Verfügung stellen. Mit etwa 500 Euro können wir 4-5 Familien eine gemeinsame, kreative und fachlich begleitete Auszeit mit Verpflegung ermöglichen.
 
Das Ehrenamt leistet einen maßgeblichen Beitrag, damit unser soziales System funktioniert. Wie hoch ist der Anteil an Ehrenamtlichen bei Euch und welche Aufgaben nehmen sie wahr / inwieweit würde es Eure Arbeit verändern, wenn Ihr diese Unterstützung nicht hättet?
Im Projekt und für das Projekt arbeiten sehr viele Menschen, die sich weit über die berufliche Anforderung hinaus für diese Familien engagieren. Zum Beispiel treffen sich am Runden Tisch, der Ratgeber, Ideenentwickler und Unterstützung für unser Projekt ist, Menschen aus vielen verschiedenen Berufen und Institutionen außerhalb der Arbeitszeit, also ehrenamtlich, um das Netzwerk Brückenschlag zu unterstützen. Ebenfalls stark engagiert ist z.B. das Unternehmensnetzwerk AIXCELLENT.AC, das seit Beginn an unserer Seite ist und bei denen wir bei Bedarf zeitnahe praktische Hilfe für die Familien anfragen können,  wie z.B. Handwerkerleistungen,  Rechts- und Versicherungsberatungen, abendliche Friseurbesuche und auch schon mal eine neue Waschmaschine für eine Familie. Für die betroffenen Familien ist es sehr wichtig, dass sie erleben dürfen, dass ein ganzes Netzwerk hinter der Idee "Brückenschlag" steht und dass ihre schicksalhafte Erkrankung gesellschaftlich gemeinsam getragen wird.
 
Was motiviert Euch tagtäglich zu Eurem Engagement und woraus schöpft Ihr die Kraft und die positive Energie, die Euch unermüdlich antreibt?
Was uns antreibt, ist sowohl das Schicksal der Familien als auch das Wissen, dass diese Situation tatsächlich gemeinsam zu bewältigen ist. Vor allem, dass es Sinn macht, frühzeitig in den Familien Unterstützung zur Verfügung zu stellen, die Weichen so zu stellen, dass alle Familienmitglieder in die Lage versetzt werden zu bewältigen, vielleicht sogar an der Krise zu wachsen und nicht daran zu zerbrechen. Wenn das dann gelingt, wenn die Familie nach überstandener Krise, selbst nach dem Verlust eines Elternteils, wieder Fuß fasst im Leben, im Alltag, dann motiviert uns das für die nächste schwere Situation.