2. Selfies und Selbstüberschätzung – gefährliche Kombination
Die Beliebtheit gewisser Sehenswürdigkeiten und Destinationen wurde durch Social Media zusätzlich befeuert. Getreu des Mottos „Photo or it didn’t happen“ gehören möglichst einzigartige Schnappschüsse zum Urlaub dazu. Dies treibt aber gefährliche Blüten: Absperrungen werden ignoriert, Felsklippen erklommen, Warnungen ignoriert – alles für das perfekte Foto. Nicht selten enden solche gefährlichen Amateur-Stunts mit schmerzhaften Verletzungen, manchmal sogar mit dem Tod. Eine ähnliche Form der Selbstüberschätzung zeigt sich am Mount Everest, der inzwischen von Horden motivierter, aber unerfahrener Bergsteuer erklommen wird. 2019 gab es beispielsweise in nur zwei Wochen elf Tote am höchsten Berg der Welt, 2023 starben dort so viele Hobby-Kletterer wie nie zuvor. Selbstüberschätzung, gepaart mit einem Ikonenstatus gewisser, teil schwer zu erreichender Orte, schafft den Nährboden für Gefahr für Leib und Leben. Unfälle in unwegbarem Gelände, also zum Beispiel in den Bergen, ziehen neben schmerzhaften Blessuren hohe Bergungskosten für die übermütigen Reisenden nach sich.
HanseMerkur-Gesundheitstipp von Folke Tedsen:
„Vielleicht ist das ja ein Vorteil der AI? Man muss sein Leben für diese Social Media Fotos nicht mehr riskieren, man muss noch nicht einmal mehr hinfahren. Scherz beiseite. In der Tat kommt Menschen manchmal der Respekt vor der Natur abhanden. Gefahren werden unterschätzt, wenn diese durch Hilfestellungen und Ausrüstung scheinbar von jedem gemeistert werden können. Je leichter die Bergbahnen den Berg erreichbar gemacht haben, umso mehr haben Wetter und Widrigkeiten, gepaart mit Unkenntnis und Leichtsinn, Menschen in Gefahr gebracht. Inzwischen ist zudem das Netz voller Bergtourbeschreibungen, von erfahrenen Kraxlern erstellt. Der Deutsche Alpenverein hilft Ihnen mit der BergwanderCard des DAV, sich richtig einzuschätzen und die Aussicht auch wirklich genießen zu können. Und kommen wir zum Foto zurück. Kein Foto kann mit dem Eindruck mithalten, der in Ihrem Kopf entsteht. Die Weite eines Sees, das Rund von Berggipfeln, das unglaubliche frische Frühlingsgrün im Laubwald – auf Bildern manchmal einfach nur langweilig. Achtsamkeit heißt auch: Genießen Sie den Blick, nicht den Schnappschuss.“
3. Foto first, Gesundheit second: Risiko Warteschlange
An beliebten, nicht professionell organisierten Fotospots wie Streetart-Kunstwerken rund um den Globus, Tempeln und Wasserfällen auf Bali herrschen oft endlose Warteschlangen. Bei der Lauer auf den perfekten Foto-Moment – aus der besten Perspektive, ohne Personen im Hintergrund – kann es teilweise zu stundenlangen Wartezeiten in der prallen Sonne kommen. Nicht selten sind Sonnenbrände, ein Sonnenstich oder ein Kreislaufkollaps die Folge. Fieber, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel oder sogar Ohnmacht – ein hoher Preis, den Reisende für den perfekten Schnappschuss zahlen.
HanseMerkur-Gesundheitstipp von Folke Tedsen:
Wenn Sie wissen, dass sie solche Aufnahmen – ohne AI Retouchieren - machen wollen, suchen Sie sich wieder Randzeiten, saisonal oder eben auch früh morgens oder spät abends. Manchmal ist das Licht dann ohnehin besonders. Das schützt auch vor dem Sonnenstich. Wobei in heißen Zeiten ein Sonnenschutz auf Haut und Kopf und eine Flasche Wasser im kleinen Gepäck auch ohne Fotoexpedition immer Ihr Sommer-Begleiter sein sollte. Und noch eine Anregung: Warum wollen Sie ein Foto machen, dass so viele andere auch schon gemacht haben, dass qualitativ meist besser im Internet steht? Suchen Sie Ihren individuellen Blickwinkel, Ihr besonderes Motiv. Das macht Ihr Foto einzigartig, drückt aus, was Sie wahrnehmen. Überrascht Betrachter und erinnert Sie an besondere Urlaubserlebnisse abseits vom Mainstream.“
*Bevölkerungsrepräsentative Online-Umfrage des unabhängigen Marktforschungsinstituts HEUTE UND MORGEN im Auftrag der HanseMerkur. Es wurden 2.082 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren (bevölkerungsrepräsentativ zum Schwerpunkt „Stressfaktoren rund um Urlaub“) befragt.