In diesem Jahr feiert das Grundgesetz seinen 75. Geburtstag. Seit 1949 bildet die dort verankerte demokratische Grundordnung das Fundament unseres Zusammenlebens. Umso wichtiger ist es, als Gesellschaft gemeinsame, demokratische Werte zu teilen, zu leben und Kindern frühzeitig deren Bedeutung zu vermitteln.Hier setzt die Arbeit des Vereins „Aktion Zivilcourage e.V.“ aus dem sächsischen Pirna mit seinem Projekt „Couragierte Kinder“ an. Der Verein bietet ein breites Programm für alle Altersgruppen, um demokratische Werte zu fördern. „Couragierte Kinder“ zielt darauf ab, bereits die Jüngsten für ein wertschätzendes und respektvolles Miteinander zu sensibilisieren. Das Programm nutzt dafür die frühe Lebensphase der Kinder, in der sie zum ersten Mal intensiver Zeit mit Gleichaltrigen verbringen. Von Anfang an sollen Kinder lernen, gewaltfrei zu kommunizieren und anderen mit Respekt und Empathie zu begegnen.
Förderung von Demokratie und Sozialkompetenzen
Das Angebot „Couragierte Kinder“ wurde 2017 zur Förderung von Demokratie und Konfliktlösungskompetenzen in Kitas, Horten und Grundschulen initiiert. Ursprünglich entstanden aus der Beobachtung eines gestiegenen aggressiven Verhaltens bei Kindern, hat das Programm seitdem über 3.500 Kindern und über 2.000 pädagogischen Fachkräften maßgeschneiderte Fortbildungen und Kindertrainings ermöglicht.
„Durch die Corona-Pandemie haben die Kinder noch erheblichen Aufholbedarf in ihrer sozialen Entwicklung. Ihnen fehlen rund zwei Jahre, in denen sie kaum oder nur wenige Kontakte zu Gleichaltrigen hatten und sich demzufolge auch nicht in Kommunikation und Konfliktlösung üben konnten“, berichtet Juliane Endler, Kita-Leiterin aus Heidenau.
Das Programm beginnt mit der Schulung der Pädagogen – die Basis für den Erfolg des Programms. Gemeinsam mit dem Team von „Couragierte Kinder“ werden Konfliktlösungsstrategien und Teambuilding-Maßnahmen entwickelt, bevor die eigentliche Arbeit mit den Kindern beginnt.
Ein starkes Zeichen setzen – auch gegen Widerstände
Vor Beginn des Programms findet ein Aufklärungsabend für Eltern statt, an dem das Projekt vorgestellt wird. Einerseits gibt es positive Rückmeldungen, andererseits regt sich aber auch Widerstand. Eine KiTa-Leiterin musste das Programm absagen, da Eltern mit rechtsextremem Hintergrund sie bedrohten.
Sebastian Reißig gründete 1998 den Verein Aktion Zivilcourage e.V., nachdem er selbst Opfer rechtsextremer Gewalt geworden war. Er initiierte einen offenen Austausch zwischen Zivilgesellschaft, Polizei, Behörden und Justiz, um gegen extremistische Gewalt vorzugehen. Der Verein war erfolgreich, und das Bild der rechtsextremen Skinheads verschwand aus Pirna. Seit der Flüchtlingskrise 2015 ist rechte Gewalt jedoch wieder präsenter.
Langfristige Begleitung und positive Veränderung
Das Programm „Couragierte Kinder“ wird langfristig begleitet, um nachhaltige Veränderungen zu erzielen. Eine Evaluation von 2017 bis 2020 zeigte bereits positive Ergebnisse. Aktuelle Daten bis 2024 werden derzeit ausgewertet und weisen weiterhin positive Veränderungen auf. Dennoch bleibt der Bedarf an Demokratieförderung im Kindesalter hoch, da problematisches Sozialverhalten heute doppelt so hoch ist wie 2007. Der wertvollen Arbeit des Teams von „Aktion Zivilcourage e. V.“ zollt auch Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur, höchsten Respekt: „Das mutige Engagement von Aktion Zivilcourage e.V. zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, die soziale Kompetenz von Kindern zu fördern, ein respektvolles, faires Miteinander zu vermitteln und damit die Bildung demokratischer Werte zu unterstützen. Das Projekt ‚Couragierte Kinder‘ leistet einen wertvollen Beitrag zur Prävention von Gewalt unter Kindern und Jugendlichen und stärkt ihre Zivilcourage auch in Hinblick auf ihre spätere Entwicklung. Denn selbstbewusste, kommunikationsbereite Menschen, die konstruktiv am Gemeinwesen mitwirken, halten unsere Demokratie stabil und lebendig. Mit Blick auf die derzeitige Unzufriedenheit und die wachsenden populistischen Tendenzen im Land ist die Auszeichnung des Projektes mit dem HanseMerkur Preis für Kinderschutz und die damit einhergehende mediale Aufmerksamkeit ein richtiges und in der aktuellen Zeit besonders wichtiges Zeichen.“
Über den HanseMerkur Preis für Kinderschutz
Im UNO-Jahr des Kindes 1979 gab die HanseMerkur bei Prof. Dr. Hedwig Wallis, damals Direktorin der Psychosomatischen Abteilung an der Hamburger Universitäts-Kinderklinik, eine Studie in Auftrag, welche nachwies, dass die begleitende Mutter zur Beschleunigung des Genesungsverlaufs und zur Vorbeugung gegen seelische Schäden bei stationären Aufenthalten von Kindern entscheidend ist. Diese Erkenntnis mündete ein Jahr später in den „Mutter-und-Kind-Tarif“, mit dem die HanseMerkur als erster privater Krankenversicherer das „Rooming-in“ absicherte. Parallel dazu wurde 1980 erstmals unter dem Motto „Sorge für Kinder ist Vorsorge für die Zukunft“ der HanseMerkur Preis für Kinderschutz ausgeschrieben. Ausgezeichnet werden einzelne Personen, private Initiativen und Gruppen in Deutschland, die sich weitgehend ehrenamtlich und höchst engagiert sowie beispielhaft für die Belange von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Dies kann im Bereich der psycho-sozialen,
der medizinischen oder gesellschaftlichen Hilfe bzw. Vorbeugung geschehen. Eine zehnköpfige Jury aus renommierten Kinderschützern, der unter anderem Prof. Dr. Sabine Andresen (Der Kinderschutzbund), Georg Graf Waldersee (Deutsches Komitee für UNICEF) und Prof. Dr. Sabine Walper (Deutsche Liga für das Kind) angehören, sorgt für den Know-how-Transfer und die Qualitätskontrolle bei der alljährlichen Auswahl exzellenter Initiativen im Kinder- und Jugendschutz. Seit 1980 haben sich über 3.900 Projekte beworben. Ausgezeichnet wurden bislang 183 Projekte, die Preisgelder in Höhe von über 1,4 Millionen Euro erhalten haben.