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Bananenflankenliga
Hamburg, 1. Oktober 2024 Zurück

HanseMerkur Preis für Kinderschutz geht an den bundesweiten inklusiven Verein „Bananenflankenliga e.V.“

Diese Flanke sitzt: Der Verein Bananenflankenliga e.V. und dessen Projekt „Nationales Trainingslager und nationaler Spieltag“ wird mit dem HanseMerkur Preis für Kinderschutz ausgezeichnet. Die bundesweit renommierte Auszeichnung für außergewöhnliche Leistungen im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes würdigt das Engagement des Vereins, der es Kindern und Jugendlichen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen ermöglicht, Teil einer Fußballmannschaft zu sein und dadurch Gemeinschaft, Freude und Erfolgserlebnisse zu erfahren. Die Preisverleihung findet am 01. Oktober 2024 am Unternehmenssitz der HanseMerkur in Hamburg statt. Bananenflankenliga e.V. wird mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet und erhält 10.000 Euro zur weiteren Förderung des Projekts.

In Deutschland gibt es 2,2 Millionen aktive Fußballspielerinnen und -spieler. Ein zehnfaches dieser Gruppe sind begeisterte Fans. Fußball ist damit bei weitem der populärste Sport in Deutschland. Ein Grund mehr, dass er für alle Menschen zugänglich sein sollte. In inklusiven Fußballmannschaften können Kinder und Jugendliche mit körperlichen und geistigen Einschränkungen Teil einer Mannschaft sein. „Geht es im Spiel ums Gewinnen, sitzen die Kinder mit Einschränkungen jedoch wieder auf der Bank“, berichtet Christian Oparaugo, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Bananenflankenliga e.V., von seinen persönlichen Erfahrungen.

In der Bananenflankenliga – einem innovativen Fußballprojekt speziell für Kinder mit geistiger Beeinträchtigung – hingegen wird jedes Kind aktiv eingebunden und erlebt den Fußball aus einer ganz neuen Perspektive. Im Vordergrund steht das Fußballspielen, dahinter noch viel mehr. Durch erlebnispädagogische Einflüsse werden bei den jungen Kickern der Bananenflankenliga Emotionen geweckt, die dazu beitragen, dass Kinder mit Beeinträchtigungen ihre Persönlichkeit und soziale Kompetenzen besser entfalten können.

Das Vermitteln von Erfolgserlebnissen und der damit verbundene Aufbau eines positiven Selbstwertgefühls stehen dabei im Mittelpunkt. Das Projekt wird mittlerweile flächendeckend in Deutschland durchgeführt und ist eigenständig in gemeinnützigen Vereinen an den jeweiligen Standorten organisiert.

So auch an der Steinburg-Schule in Itzehoe. Das Förderzentrum mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ liegt im Kreis Steinburg, einem der elf Kreise des Landes Schleswig-Holstein. Von der ersten bis zur zwölften Klasse werden hier 192 Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Graden an geistiger Behinderung beschult und gefördert. Ein Teil der Förderung umfasst den Sport – darunter Fußball.

 

Fußball als Mittel zur Integration u.a. an der Steinburg-Schule in Itzehoe
Jens Bornhöft, Schulleiter der Steinburg-Schule, berichtet aus seinen 26 Jahren Berufserfahrung: „Mit Fußball kann man mehr erreichen, als nur einen Sport ausüben. Leidenschaft, Bereitschaft, Teamgeist und soziale Fähigkeiten werden gefördert. Insbesondere unseren Kindern und Jugendlichen sind einfache Erfolgserlebnisse, wie es sie beim Fußball gibt, häufig im normalen Alltag nicht vergönnt oder schwer zu erreichen“, weiß der Pädagoge.

Gestützt auf diese Erkenntnis und den Willen, in großem Maß auf die Bedarfe der Kinder und Jugendlichen einzugehen, hat die Schulleitung der Steinburg-Schule nicht lange gezögert und unterstützt den ortsansässigen inklusiven Verein in Itzehoe im Rahmen der Bananenflankenliga e.V. 95 Prozent der Kinder, die bei dem Verein in Itzehoe spielen, kommen durch diese Entstehungsgeschichte auch heute noch von der Steinburg-Schule.

Die Gründung und das Wachstum der Bananenflankenliga
Das Team der Bananenflankenliga setzt Eigeninitiative bei der Gründung der Vereine voraus. Auf diese Weise wurden auf ganz Deutschland verteilt bereits 23 Standorte gegründet, die aktuell ca. 1.000 Kindern Spaß am Fußball ermöglichen. Ob der Verein wie im Beispiel von Itzehoe vom Round Table und einer Schule mitgegründet wird oder auf eine Initiative der Eltern, prominenter Unterstützer oder Förderer zurückzuführen ist, bleibt jedem Standort selbst überlassen. Der Bundesverband Bananenflankenliga e.V. stellt die Rahmenbedingungen und unterstützt die Standorte in der Gründung ihrer Vereine. Jeder Verein handelt dabei selbstständig und ist für die personelle Infrastruktur, finanzielle Mittel sowie Trainingsgestaltung und -strukturen selbst verantwortlich.

Spiel- und Trainingsbetrieb für grenzenlosen Fußballspaß
In der Regel findet das Training einmal wöchentlich statt. Das Highlight für die Kinder und Jugendlichen aber ist wie für jeden Sportler der Spieltag, wenn es darum geht, sich mit anderen Mannschaften zu messen. Jeder Standort richtet seinen eigenen Spieltag aus und lädt die umliegenden Standorte dazu ein, sodass die Kinder und Jugendlichen auf ca. drei bis fünf Turniere im Jahr fahren.

Das größte Ereignis ist der Deutschland Cup, zu dem einmal im Jahr alle Standorte eingeladen werden. Zusätzlich zum nationalen Spieltag wird ein jährliches Trainingslager in den Ferien angeboten, an dem alle Vereine teilnehmen können. Neben der Tatsache, dass die Kinder und Jugendlichen den ganzen Tag Fußball spielen können, ist das Event einer Ferienfreizeit das Highlight. „Beim Deutschland Cup und dem nationalen Trainingslager übernimmt der Bundesverband eine wichtige Rolle der Finanzierung. Die Vereine und letztendlich die Eltern der Kinder und Jugendlichen werden finanziell bei den Kosten unterstützt, sodass es auch für jeden machbar ist“, erklärt Philipp Schröder, 1. Vorsitzender von Team Bananenflanke Itzehoe und seit 2020 im Bundesverband als Schatzmeister tätig.

Zukunftsaussichten und Herausforderungen
Kinder ohne Einschränkungen haben meist zahlreiche Vereine, in denen sie aktiv ihrer Leidenschaft nachgehen können. Bei Kindern mit Einschränkungen gibt es hingegen oftmals nur vereinzelt Angebote. Diese Lücke wird mit der Bananenflankenliga geschlossen.

„Wir schaffen eine Struktur, welche das Leben der Kinder mit Einschränkungen nachhaltig verbessert - auf und neben dem Platz. Diese Erlebnisse möchten wir für so viele Kinder wie möglich verfügbar machen. Neue Standorte sind daher bereits in Gründung, wie zum Beispiel in Frankfurt, wo ab Oktober der Ball rollt“, erklärt Christian Oparaugo.

Das herausragende Engagement für Kinderschutz und Inklusion auf Bundes- wie auf Regionalebene begeistert auch Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur: „Das Leuchten in den Augen der Kinder und Jugendlichen, wenn sie einem Ball hinterherrennen, wenn sie einen erfolgreichen Pass oder sogar ein Tor schießen, ist nicht mit Worten zu beschreiben. Die Faszination Fußball erhält durch die Arbeit des Bananenflankenliga e.V. eine neue Dimension und zeigt eindrucksvoll, wie Inklusion im Sport gelebt werden kann. Die Begeisterung und Freude der Kinder und Jugendlichen, unabhängig von ihren Einschränkungen, ist ein großartiges Beispiel dafür, wie wichtig und wertvoll solche Initiativen sind.“

Über den HanseMerkur Preis für Kinderschutz
Im UNO-Jahr des Kindes 1979 gab die HanseMerkur bei Prof. Dr. Hedwig Wallis, damals Direktorin der Psychosomatischen Abteilung an der Hamburger Universitäts-Kinderklinik, eine Studie in Auftrag, welche nachwies, dass die begleitende Mutter zur Beschleunigung des Genesungsverlaufs und zur Vorbeugung gegen seelische Schäden bei stationären Aufenthalten von Kindern entscheidend ist. Diese Erkenntnis mündete ein Jahr später in den „Mutter-und-Kind-Tarif“, mit dem die HanseMerkur als erster privater Krankenversicherer das „Rooming-in“ absicherte. Parallel dazu wurde 1980 erstmals unter dem Motto „Sorge für Kinder ist Vorsorge für die Zukunft“ der HanseMerkur Preis für Kinderschutz ausgeschrieben. Ausgezeichnet werden einzelne Personen, private Initiativen und Gruppen in Deutschland, die sich weitgehend ehrenamtlich und höchst engagiert sowie beispielhaft für die Belange von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Dies kann im Bereich der psycho-sozialen, der medizinischen oder gesellschaftlichen Hilfe bzw. Vorbeugung geschehen. Eine zehnköpfige Jury aus renommierten Kinderschützern, der unter anderem Prof. Dr. Sabine Andresen (Der Kinderschutzbund), Georg Graf Waldersee (Deutsches Komitee für UNICEF) und Prof. Dr. Sabine Walper (Deutsche Liga für das Kind) angehören, sorgt für den Know-how-Transfer und die Qualitätskontrolle bei der alljährlichen Auswahl exzellenter Initiativen im Kinder- und Jugendschutz. Seit 1980 haben sich über 3.900 Projekte beworben. Ausgezeichnet wurden bislang 183 Projekte, die Preisgelder in Höhe von über 1,4 Millionen Euro erhalten haben.