Zu Hauptinhalt springen
Erste Hilfe bei Haustieren.

Wie man beim Haustier Erste Hilfe leistet

Der letzte Erste-Hilfe-Kurs liegt laut einer Umfrage des Deutschen Roten Kreuzes bei 55 Prozent der Bevölkerung mehr als zehn Jahre zurück, 3,5 Prozent haben sogar noch nie an einem Kurs teilgenommen. Dabei weiß jeder: Das Wissen kann im Notfall Leben retten – das gilt auch für Haustiere. In Erste-Hilfe-Kursen speziell für Tiere, vor allem für Hunde und Katzen, erfahren Tierbesitzer, worauf es bei der Ersten Hilfe für ihre geliebten Fellfreunde ankommt.

Schritt 1: Ruhe bewahren und Lebenszeichen prüfen

Leichter gesagt als getan, aber: Panik im Notfall hilft weder Tier noch Mensch. Deshalb ist es umso wichtiger, ruhig zu bleiben und die Situation so sachlich wie möglich einzuschätzen. Zunächst ist entscheidend, beruhigend auf das Haustier einzuwirken, ruckartige Bewegungen zu vermeiden und sich selbst etwa vor Bissen zu schützen. Denn Tiere, die Schmerzen haben, können unerwartet aggressiv reagieren. Anschließend müssen folgende Fragen beantwortet werden:

  • Ist das Tier bei Bewusstsein?
  • Atmet es regelmäßig?
  • Gibt es starke Blutungen oder Anzeichen von Schmerzen?

Der Puls kann bei Hunden und Katzen an der Innenseite des Oberschenkels ertastet werden, die Atmung wird durch Auflegen der Hand auf den Brustkorb oder an die Nase überprüft. Alarmzeichen sind blasse oder blaue Schleimhäute. Ein medizinischer Parameter für die Kreislaufgesundheit ist die sogenannte „kapillare Füllzeit“. Dabei wird gemessen, wie lange das Blut nach dem Ausüben von Druck benötigt, um in die Kapillaren zurückzufließen und die normale Hautfarbe wiederherzustellen. Kapillaren befinden sich beispielsweise in der Mundschleimhaut. Beträgt die kapillare Füllzeit mehr als zwei Sekunden, kann dies ein Hinweis auf einen Schock oder andere gesundheitliche Probleme sein. Wichtig: Da manche Hunde von Natur aus ein dunkleres Zahnfleisch haben, kann die Durchführung des Tests erschwert werden. Alternativ kann die Messung auch an den Innenseiten der Lippen oder Augenlider erfolgen.

Schritt 2: Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Blutungen, Atem- oder Kreislaufstillstand

Die Lebenszeichen wurden geprüft, jetzt können die notwendigen Erste-Hilfe-Maßnahmen durchgeführt werden. Wichtig: Parallel dazu sollte der Tierarzt des Vertrauens oder eine Tierklinik mit 24-h-Bereitschaft kontaktiert werden. Diese können zunächst am Telefon unterstützen und nach Eintreffen vor Ort die Behandlung übernehmen.

Bei Blutungen muss zunächst die Wunde mit einem sauberen Tuch oder Mull abgedeckt werden. Danach sollte ein leichter Druckverband angelegt und starke Blutungen im Notfall abgebunden werden.

Bei Atemstillstand muss das Maul geöffnet werden, um mögliche Fremdkörper zu entfernen. Darüber hinaus ist eine Mund-zu-Nase-Beatmung entscheidend. Dafür wird der Kopf des Hundes oder der Katze gestreckt und das Maul geschlossen. Anschließend atmet der Helfer durch die Nase des Tieres, während er den Brustkorb beobachtet. Wichtig ist, die Beatmung regelmäßig nach jeweils drei bis fünf Sekunden zu wiederholen, bis das Tier wieder selbstständig atmet oder professionelle Hilfe eintrifft.

Kommt es zu einem Kreislaufstillstand, ist bei Kleintieren eine Herzmassage mit zwei Fingern sinnvoll. Bei Hunden und Katzen sollte hingegen eine Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) durchgeführt werden. Sie umfasst Brustkorbkompression und Beatmung. Die Kompressionen erfolgen im Wechsel mit der Beatmung im Verhältnis 30:2 (30 Kompressionen, zwei Beatmungen).

Auch Vergiftungen können zu Notfällen führen. Ein häufig auftretendes Symptom ist der sprichwörtlich bekannte „Schaum vorm Mund“. Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollte kein Erbrechen – beispielsweise durch Hausmittel – erzwungen werden, da dies zum Ersticken führen kann. Stattdessen sofort einen Tierarzt oder den Giftnotruf kontaktieren!

Eine Gefahr besteht darüber hinaus durch Insektenstiche und Bisse. Ein mit einem Tuch umwickeltes Kühlpack auf der betroffenen Stelle ist eine effektive Erste-Hilfe-Maßnahme. Wurde das Tier in den Mund gestochen, helfen Eiswürfel von außen oder – falls es funktioniert – zum Lutschen, um die Schwellung zu reduzieren.

Die tierische Notfallapotheke

Um in kritischen Situationen richtig handeln zu können, sollte eine gut ausgestattete Notfallapotheke für Haustiere in keinem tierfreundlichen Zuhause fehlen. Dazu zählen unter anderem Mullbinden, selbsthaftende Verbände, Bandagen, Verbandsschere und Pinzette sowie ein digitales Fieberthermometer und tierverträgliche Wunddesinfektionsmittel. Außerdem hilfreich bei einem tierischen Erste-Hilfe-Einsatz sind Maulschlaufe oder Maulkorb, Einmalhandschuhe, Rettungsdecke und die Telefonnummern von Tierärzten und Tiernotdiensten. Ein umfassendes Versorgungsequipment ist im Übrigen nicht nur im Notfall essenziell, sondern auch auf Reisen. Informationen zur tierischen Reiseapotheke sowie hilfreiche Tipps für den Ernstfall im Urlaub haben wir hier zusammengestellt.

Erste-Hilfe-Kurs ist unerlässlich

Die in diesem Artikel vorgestellten Maßnahmen und Tipps dienen lediglich zur Orientierung. Ein Erste-Hilfe-Kurs bleibt unerlässlich. Immer mehr Tierarztpraxen, Tierheime und Hundeschulen bieten entsprechende Angebote an.

Weitere Artikel zur Tiergesundheit finden Sie im Newsroom der HanseMerkur.