Herr Hilpert, gibt es beim Thema Brustkrebs besonders hartnäckige Mythen, die Sie gerne aufklären möchten?
Prof. Dr. Felix Hilpert: Tatsächlich gibt es einige Irrtümer. Viele denken beispielsweise, Brustkrebs sei überwiegend erblich. Das ist aber nur bei etwa 5 bis 10 Prozent der Fälle so. Der Großteil entsteht spontan, ohne familiäre Vorbelastung. Sich darauf auszuruhen, ist daher eine trügerische Strategie. Ein zweiter Punkt: Ein gesunder Lebensstil ist ohne Frage wichtig, schützt aber nicht vor dieser Erkrankung – selbst Frauen, die sich sehr bewusst ernähren und Sport treiben, können erkranken. Und drittens – eine Frage, die mir häufig gestellt wird: Ja, auch Männer können an Brustkrebs erkranken. Allerdings betrifft das nur wenige Hundert Fälle pro Jahr in Deutschland und spielt daher in der Gesamtbetrachtung eine untergeordnete Rolle. Trotzdem ist es wichtig, dieses Halbwissen geradezurücken und einzuordnen.
Wie hat sich die Prognose für Brustkrebspatientinnen in den vergangenen Jahren verändert?
Prof. Dr. Felix Hilpert: Die Prognose ist heute deutlich besser als noch vor einigen Jahren. Nach wie vor ist die Größe eines Tumors der entscheidende Punkt, das heißt: Je größer der Tumor, desto schlechter die Überlebenswahrscheinlichkeit. Aber es hat sich viel getan, insbesondere in der Früherkennung. Ein früh entdeckter Tumor erhöht die Chancen auf Heilung erheblich. Die Einführung des Screenings, die Entwicklung neuer, hochwirksamer Medikamente und die Etablierung spezialisierter Brustkrebszentren mit zertifizierten Qualitätsstandards haben die Versorgung spürbar verbessert. Behandlungen sind heute individueller, präziser und besser abgestimmt. Frauen leben länger nach der Diagnose, werden häufiger geheilt – und selbst bei unheilbaren Verläufen steigt die Lebenserwartung. Die Sterblichkeit sinkt langfristig.
Frau Grau, wie kamen Sie dazu, die Stiftung Mammazentrum zu gründen, und was ist deren Hauptanliegen?
Angelika Grau: Der Anstoß kam aus der Praxis: Wir haben erlebt, wie wichtig ganzheitliche Unterstützung für Patientinnen ist. Am Anfang stand die Idee, nachhaltige Hilfe zu bieten – daraus wurde 2008 die Stiftung gegründet. Durch einen Fall einer jungen Frau, die in Deutschland erkrankte und dann nach Australien zum Studium ging, haben wir von der Funktion der Breast Care Nurses erfahren, die heute ein elementarer Baustein unserer Arbeit sind. Sie sind das Bindeglied zwischen den Ärzten und den Patientinnen, helfen bei Fragen zu Haushalt, Reha, Kinderbetreuung oder auch bei seelischen Belastungen. Sie sind inzwischen eine anerkannte Funktion und begleiten die Patientinnen durch alle Phasen.